Tausch der hinteren Radlager
Anbei eine Beschreibung des Tausches der hinteren Radlager am Beispiel eines Alfa 75 V6 America. Diese Arbeit ist wirklich eine unangenehme, die Wissen und sehr viel echtes Spezialwerkzeug erfordert, weiter ist das Risiko sehr hoch, auf unfaßbar festsitzende Schrauben zu stoßen, die einen vor echte Probleme stellen können. Ich schildere den herkömmlichen Arbeitsablauf, im letzten Absatz zeige ich die Probleme.
Anbei eine Schnittzeichnung (Symbolbild eines Vierzylinders, Details können abweichen) der gesamten Baugruppe; hier sieht man auch die vorgeschriebenen Drehmomente:
Gesamtansicht
Weiters das unbedingt erforderliche Spezialwerkzeug, man braucht ALLE Teile davon! Links oben ist das originale Werkzeug für die Fahrzeuge mit 4 Radbolzen (dieses eine brauchte man hier nicht, sonst halt alternierend zum 5loch)
Werkzeugübersicht
Als erstes Aufbocken des Fahrzeuges und Abschrauben des betreffenden Rades. Dann ist die Halbachse achsseitig abzuschrauben und der Sensor vom ABS-Geber, so vorhanden.
Beginn
Danach den Splint lösen und die Mutterabdeckung abnehmen, hier sieht man schön die Zentralhaltemutter.
Anfang bei der Nabe
Diese hat Größe 36 und ist abzuschrauben. Dazu muß aber hinten gegengehalten werden, daß sich der Achsstummel nicht mitdreht, am einfachsten mittels einer Halteplatte, die am Stummel verschraubt ist.
Lösen der Zentralmutter
Wenn sie offen ist, Entnahme der Mutter und der Scheibe.
Jetzt beginn des Aufbaues des aufwendigsten Abzieherteiles: das Abziehen des äußeren Teiles des Achsstummels, dazu Ansetzen und Abziehen.
Anbringen der Halteplatte
Der Abzieher drückt gegen das Winkeleisen, das sich gegen die 2teilige Platte abstützt, eine recht aufwendige Konstruktion. Der äußere Teil des Stummels ist abgezogen, in diesem Fall sieht man schön das defekte Lager; der eine Teil ist im Achsauge (wo er sein sollte), auf dem soeben abgezogenen äußeren Teiles des Achsstummels steckt der Lagerring (das sollte natürlich nicht so sein...)
Abziehen
Danach Entnahme des inneren Teiles. Jetzt muß man die Innenkantmutter (Achtung! Die Mutter auf der linken Seite hat ein Linksgewinde, also aufschrauben IM Uhrzeigersinn, Zuschrauben ENTGEGEM dem Uhrzeigersinn; auf der rechten Seite ist es ein normales Rechtsgewinde!!!) die das Lager hält, öffnen, dieses mit einem Spezialschlüssel. Die älteren Transaxlen (Alfetta, Giulietta, GTV) hatten hier einen Ring ähnlich einer Kronenmutter, die neueren Typen die hier gezeigte Ausführung. Eigentlich sind hier 2 Nuten im Auge, wo der Ring verstemmt sein sollte, verstemmt war aber nichts in dem Fall – ging auch gar nicht, weil der Ring viel zu schmal war.
Ausschrauben des Halteringes
Nach geglücktem Ausschrauben des Halterings schließlich Ausziehen des Lagers aus dem Achsauge, das Lager wird von innen nach außen gezogen..
Ausziehen des Lagers
Das (in dem Fall wie erwähnt zerbröselte) Lager ist nun endgültig heraußen
letzter Schritt beim Ausbau
Danach Kontrolle des Auges und Einsetzen des neuen Lagers (Auge fetten), Ansetzen des Abziehers (das Lager wird von außen nach innen eingezogen)
Ansetzen des Einziehers
Einziehvorgang
Danach die Innenkantmutter einschrauben (Achtung, auf der linken Fahrzeugseite ist Linksgewinde!) und mit vorgeschriebenem Drehmoment anziehen (ich zog es mit 250 Nm fest, siehe auch erstes Bild)
Drehmoment 1
so schaut es jetzt mal aus, Lager und Haltering sind fertig drinnen, hier sieht man auch sehr schön, daß das Lager ein Doppellager ist:
Zwischenansicht
Danach den inneren und äußeren Teil des Achsstummels einsetzen und gegeneinander mit der zentralen Haltemutter anziehen
Vereinigung
Die zentrale Haltemutter mit vorgeschriebenem Drehmoment anziehen, damit ein entsprechender Sitz gewährleistet ist (ich nahm 280 Nm).
Drehmoment 2
Jetzt noch die Mutternabdeckung draufstecken und einen neuen Splint einsetzen. Die Halbachsen wieder festschrauben (man beachte die kreative Gegenhaltung –funktioniert super)
Fixieren der Wellen
Dann den ABS Geber mit einer Fühlblattlehre neu einstellen, wenn nötig, der vorgeschriebene Luftspalt beträgt 1,1 mm
Alles Einstellungssache...
Fertig! Optisch bis auf den neuen Splint kein Unterscheid leider....
Geschafft – das Lager und der Mechaniker...
Nun noch zum unschönen Teil des Ganzen: wie man bisher vielleicht bemerkt hat, ist diese Arbeit keine einfache, die einiges an Werkzeug benötigt, auch das Sammelsurium an Abzieherteilen muß man mal auf die Reihe kriegen. Als Krönung des Ganzen gibt es eine Menge Probleme, denn die Schrauben/Muttern am Achsstumpf haben die Tendenz, sich oft nicht lösen zu lassen, und nicht lösen heißt auch nicht mit Wärme/Schlagschrauber etc. Dann muß die Flex ran, was mit Material- und saftigen Zeitverlusten verbunden ist. Hier noch ein paar Fotos aus dem Schreckenskabinett:
Eine sich nicht lösen lassende Zentralmutter, die abgeflext und –gestemmt werden mußte, mit unvermeidlicher Zerstörung des einen Achsstummels. Das Aufschrauben geht meistens leicht, ich diesem Fall leider gar nicht.
zerstörte Mutter
Eine sich nicht lösen lassende Innenkantmutter, die abgestemmt werden mußte, mit unvermeidlicher Beleidigung des Innengewindes. Es sollte Korrosionsschutzfett aufgetragen sein, wenn nicht, wird es mühsam; falls durch unsachgemäßes Arbeiten das Gewinde im Auge schon vorher beschädigt war, wird es natürlich auch schwergängig.
aufgemeißelt...
Ein Lagersitz, der sich am anderen Achsstummel festgefressen hatte und abgeflext und –gestemmt werden mußte, extrem vorsichtig um den Stummel überleben zu lassen
mitdrehendes zerstörtes Lager
An diesen Bildern sieht man auch noch die zusätzlichen Mühen, die sehr zeitaufwendig sein können und auch zerstörend wirken können; bei diesen Teilen: sollten auch nur kleinere Beschädigungen auftreten, sollten sie unbedingt ersetzt werden!
Alsdann, gutes Gelingen
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