Austausch vorderer oberer Achslenker
Anbei eine Beschreibung des Austausches eines vorderen oberen Achslenkers einer Alfetta, ist vermutlich ident mit allen Transaxlemodellen. Ich schildere es hier am Beispiel einer Alfetta iniezione von 1983. Die Vorderachsgummis sind an sich recht haltbar, wenn sie altern, ist es ein schleichender Verschleiß und wird eigentlich auch schwer wahrgenommen. In meinem Fall begann aber der Lenker zu quietschen und knarren – in einer Lautstärke, die auch während des Fahrens (insbesondere in der Stadt) deutlichst hörbar war, also war ein Wechsel leider angesagt. Ist kein unübliches Problem, warum gerade die Vorderachsen der Transaxlemodelle gelegentlich knarren, ist mir auch nicht nachvollziehbar.
Hier ist das Trumm, um das es geht. Es ist im Motorraum an der mit Abstand verstecktesten und verbautesten Schraube befestigt, die es an diesem Fahrzeug gibt, denn die blöde Schraube ist versenkt IM Träger. Es spielen sich echte Dramen ab, wenn die Schraube in der Fahrwerksbuchse festgerostet ist, weil dann ist guter Rat echt teuer – wie das dann zu trennen ist ist mir ein Rätsel, mittels Schweißbrenner vom Radkasten aus vielleicht – falls es dann das restliche Auto überlebt. In Kenntnis dieser Tatsache ist es also ratsam, als erstes die Gängigkeit der Schraube zu kontrollieren. Wenn gängig, weitermachen. Wenn festgerostet, Auto verkaufen oder verschrotten. Der Querlenker ist also an besagter Schraube, an der vorderen Zugstrebe und am Achsschenkel befestigt.
der Übeltäter
In meinem Motorraum ist es leider bedingt durch Luftmengenmesser und Servolenkung recht eng geworden an der Stelle. Also Ausbau des Luftfilterkastens mit LMM, Abschrauben des unteren Gehäuses (3 Schrauben). Dann Entfernen des Wischwasserbehälters (2 Blechtreiber). So - und jetzt kommt man schon sehr gut zur....Mutter. Zur eigentlichen Schraube natürlich nicht. Der hintere Pfeil zeigt im nächsten Bild die im Träger versenkte Ratsche mit langer 17er Nuß und kurzer Verlängerung. Da kann man dann gemütlich im Träger herumstochern bis man die Nuß auf die Schraube bekommt zwecks Gegenhaltens. Man sollte sich bequem und unverspannt hinstellen...Wie erwähnt, Verlängerung und lange Nuß sind komplett im Träger versenkt! Damit es auch wirklich Frede macht, ist es eine selbstsichernde Mutter, das bedeutet, wir müssen schrauben und Gegenhalten bis zum letzten Gewindegang.
die Schraubkonstruktion
Idealmaße der Ratsche
Wenn dem so ist, vorne die Mutter lösen. In meinem Fall ging sie gut auf und war leichtgängig in der Fahrwerksbuchse, immerhin.
Wenn diese echte Mühsal überstanden ist, Abschrauben der Mutter der Zugstrebe. Um zu der zu gelangen, muß man den Luftschlauch der Lima abstecken.
eine 19er!
Jetzt spätestens bocken wir das Fahrzeug auf und nehmen das Vorderrad ab. Unter den unteren Querlenker kommt zusätzlich der Rangierwagenheber - um die Achse zu entlasten und spannungsfrei zu halten. Dann können wir die Mutter des oberen Querlenkers abschrauben. Leider habe ich hier keinen passenden Kugelkopfabzieher, also praktiziere ICH (wohlgemerkt, ich – bleibt jedem selber überlassen!) die brachialere Methode und schlage den Kugelkopf aus der Pfanne des Achsschenkels. Damit man sich nicht das Gewinde der Schraube verschlägt, schraubt man die Mutter plan mit der Schraube und haut kräftig mit einem richtig erwachsenen Hammer drauf – dann geht sie üblicherweise leicht herunter, so auch hier. Die Schraube hat einen Splint, wenn der nicht rausgeht einfach die Mutter drüberdrehen, der atomisiert sich gleich.
Schraube des Kugelkopfes
Erst jetzt fitzeln wir die Schrauben im Motorraum heraus, denn so blieb der obere Querlenker gut gehalten für die Arbeiten im Radhaus. Der kürzere Pfeil kennzeichnet die Schraube, der längere die ungefähre Lage im Träger. Wie gesagt, die Schraube ist ein persönlicher Freund von mir.
der Sargnagel
Als letztes müssen wir noch den Stoßdämpfer oben abschrauben (oder unten, aber unten sind es 2 Schrauben), da der Dämpfer durch den Querlenker geführt ist. Also die Dämpferfeingewindemutter abschrauben (ist unter dem bereits abgeschraubten Wischwasserbehälter), den Dämpfer zusammenschieben, den am Querlenker angesteckten Bremsschlauch herausziehen und den Querlenker herausfädeln.
fast fertig
Am oberen Foto sieht man gekennzeichnet durch einen roten Pfeil die hintere Verschraubung der Zugstrebe. Diese ist dann zu lösen, damit man die Zugstrebe wieder in den neuen Querlenker einschraubt, diese ist genau eingestellt und ist wichtig für die Achsgeometrie, also bitte keine eventuell schönere gebrauchte einbauen ohne die Achse zu vermessen! Ist auch mit Splint gesichert, den wieder mördern.
Und immer neue Splinten beim Zusammenbau verwenden, gell? Keine Nägel, Drähte oder dergleichen. Ich habe mir extra für dieses Foto die Hände so dreckig gemacht, damit die schönen sauberen Splinte besser kontrastieren...
sauber und dreckig so nah beinander...!
Einbau dann wie üblich in umgekehrter Reihenfolge. Also Querlenker in Position fädeln, Dämpfer ausfahren. Dann in mühseliger Kleinarbeit wieder diese vermaledeite Schraube im Träger durch Träger, Querlenker und Träger fädeln. Das kann schon etwas dauern...und dann erst die Nuß wieder draufkriegen zum Gegenhalten, da fiel manch unchristliches unschönes Wort dabei. Ich empfehle dringend, auch alle Schrauben in exponierten Lagen mit Kupferpaste oder ähnlichem einzuschmieren, denn dann geht die Schraube auch noch auf, wenn unsere Enkel sich dran versuchen. Besagte Schraube aber nicht fest anziehen. Dann Zugstrebe und Achsstummel verschrauben, die bereits fest. Dann das Rad drauf, das Auto auf alle Räder stellen und ein paarmal einfedern, erst dann die XXXX (Zensur) Schraube im Motorraum festziehen (damit die Buchsen des Fahrwerks im Normalstellung festgeschraubt sind) – dazu muß man wieder die Nuß drauffädeln...juchuuu
Dann Zusammenbau im Motorraum (Luftschlauch LiMa, Luftfilterkasten mit LMM, Wischwasserbehälter.
Alsdann, gutes Gelingen
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