Renovierung von Ledersitzen.
Anbei eine Beschreibung, wie ich Ledersitze auffrische. Ich verwende dazu die Produkte der Firma Lederzentrum (www.lederzentrum.de). Hier wird ein komplettes Sortiment von Reparatur bis zu Umfärbung geboten. Ich verwende diese Mittel schon seit vielen Jahren und habe bereits mehrere Lederausstattungen überholt, auch habe ich schon Autoledersitze zu Bürosesseln umgebaut und diese renoviert, die haben permanente Belastung.
Im jetztigen Fall renoviere ich die Ausstattung meines 75ers. Die 75er hatten vom Werk als Option Leder, diese gab es für den europäischen Markt nur ein einer Ausführung, nämlich graues Glattleder inkl. der Türverkleidungen. Die US-Versionen hatten auch eine Rauh/Glattlederkombination.
Problemzonen sind immer der Fahrersitz und da üblicherweise die Außenwange der Sitzfläche und etwas weniger die Außenwange der Lehne, hier ist die meiste Abnützung durch Abrieb. Weiters gefährdet sind die oberen Teile, weil die der Sonneneinstrahlung am meisten ausgesetzt sind, besonders hier die Oberseite der Rückbanklehne mit den Kopfstützen. Diese können bretthart werden.
Anbei die Mittel, die ich anwende:
Reiniger: hier wird vorbereitet
Flüssigleder: falls Risse vorhanden sind, ist farblich abgestimmt und eine Art lederfreundliches dauerelastisches Silikon
Töner: den lasse ich nach Muster anmischen, denn es ist wichtig die Lederfarbe genau zu treffen
Pfleger: nach Tönung oder auch nur so; hält allerdings nur ein paar Monate
Vesiegler: besonders für die exponierten Stellen, hier ist eine Schutzschicht über dem Leder. Da kann aber dann nix mehr getönt oder repariert werden...
Ledersoftener: wenn das Leder hart geworden ist
Material
Bitte keine Illusionen über die Arbeitszeit: in meine Jaguarausstattung versenkte ich seinerzeit ein komplettes Wochenende, der Alfa 75 verlangte sicher 5 Stunden reine Arbeitszeit (ich mache immer einen Arbeitsschritt und lasse über Nacht trocknen, obwohl man nur 2 Stunden oder so warten müßte, denn soooo toll ist die Arbeit nicht... )
Hier mal eine typische Ansicht eines abgenutzten Sitzes:
Vordersitze
Seltsamerweise war aber der Beifahrersitz wesentlich schlechter beinander, der hatte sogar Risse; diese sind mit roten Pfeilen markiert, am Foto sieht man es nicht so gut.. Der Fahrersitz zeigt leichte erste Ansätze des Durchsitzens, ist aber sonst eher OK.
Als erstes also die Reinigung. In harten Fällen kann man auch Aceton vorsichtig anwenden.
Reinigung
Ich verwende generell weiche Baumwolltücher, original bekommt man Schwämmchen dazu, aber ich habe bessere Ergebnisse mit Einmassieren erzielt
Danach kommt das Flüssigleder ran. Bei Rissen direkt hinein in 1-3 Durchgängen. Allerdings ist es recht mühsam, denn es fällt etwas ein. Falls die Oberfläche leicht rissig ist, wird „kitte“ ich drüber – also verstreiche das Flüssigleder darüber, das funktioniert gut. Das Flüssigleder ist dauerelastisch und lederähnlich, etwa wie Silikon und genau in der Farbe des Sitzes. Die Risse sind nachfolgend schön zu sehen.
erste Schritte
Danach die fertig behandelte Stelle:
Fertig mit dem Flüssigleder
Nach der Tönung (ist in Natura aber besser als am Foto)
Getönt
Man darf sich natürlich keine Illusionen machen, daß es unsichtbar wird. Das kriegt vielleicht das Lederzentrum oder die Oldtimer-Markt in Werbeaussendungen hin, aber der Normalsterbliche wohl nicht, denn die Sprünge stehen über und lassen sich sehr schlecht plan unsichtbar machen. Aber es ist eine wesentliche Verbesserung, die Beschädigung wird danach kaum mehr auffallen
Danach erfolgt die Tönung: es ist zwar Farbe aber nicht volldeckend. Man bekommt damit ideal Abnutzungen und Kratzer weg, die durch Tiere, Schuhe oder Gepäckstücke entstanden sind. Hier wird das Ergebnis perfekt, alle Spuren verschwinden. Anbei die Sitzfläche des hinteren Sitzes Fahrerseite, der offenbar gerne als Ablagen diente:
hinter Fahrersitz, offenbar war da immer eine Aktentasche?
Nach der Tönung
Das Mittel wird mit einem Fetzen einmassiert, bei schadhaften Stellen auftupfen, dann kreisend einmassieren, nach kurzer Wartezeit in geraden Bewegungen abreiben, damit keine Tropfen, Läufer oder ähnliches bleibt, am Besten „mit der Maserung“ also längs oder quer, was sinnvoller ist. Mit dem Fetzen unter dem Fingernagel die Keder abgehen, daß hier keine Farbe stehen bleibt.
Je nach Erfolg 1-2x durchführen.
Dann nach Bedarf noch die Versiegelung auftragen. Für den Bereich der hinteren Kopfstützen wendete ich den Softener an. Idealerweise würde man ihn beidseitig verwenden, aber geht nicht ohne das Leder abzuziehen. Einseitig wirkt aber auch oft Wunder!!!
Anbei der fertige schlechteste Sitz:
Schaut wieder aus wie neu, ist schön elastisch, den zukünftigen Anforderungen an Abrieb, Sonneneinstrahlung und Temperaturschwankungen bestens gewappnet!
fertig! *freu*
Nun war noch das Problem der hinteren Sitzbank: durch jahrelange Sonneneinstrahlung und mangelnde Pflege war das Leder spröde geworden und geschrumpft. Der Vorbesitzer hatte den entstandenen Spalt noch dazu mit grauem Silikon ausgefüllt Leder kann ich mit meinen Hausmitteln zwar wieder geschmeidig und färbig machen, aber nicht vergrößern - daher blieb mir nur der Weg zum Sattler.
Er entnahm dem Innenteil der Mittelarmlehne ein passendes Lederstück und ersetzte damit den geschrumpften Lederstreifen zwischen den Kopfstützen. Den Spendnerteil ersetzte er duch identes Kunstleder, da sieht es kein Mensch.
Vorher - nachher:
gerissen, silikoniert
ales wieder gut!
Als Zusatz: so schauen meine Bürosessel aus, da haben sich die Mittel schon über Jahre bewährt, auch haben wir 2 Katzen, die würden gerne drauf liegen....aber da ist die beste Ledertönung machtlos...
Olivieros Büroausstattung
Alsdann, gutes Gelingen
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