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Autor Datum So 13 Jul 08 14:44:10 Aufrufe 27718 Beschreibung ...am Beispiel 75 3,0 V6 Kategorie Motor Typ mittel |
Tausch des Zahnriemens bei Alfa V6-Motoren |
Tausch des Zahnriemens bei Alfa V6-Motoren.
Anbei eine Beschreibung des Tausches des Zahnriemens bei Alfa V6-Motoren, also alle Versionen 2,5 und 3,0 sowie die bei uns praktisch nicht vorkommenden 2,0 V6. Diese Arbeit ist eine sehr heikle, denn wenn hier Fehler gemacht werden, drohen kapitale Motorschäden!!! Prinzipiell wird kein spezielles Werkzeug benötigt, ich habe aber das Spezialwerkzeug und zeige es auch. Die Bezeichnungen rechts und links beziehen sich wie üblich auf die Fahrtrichtung, wenn man daher vor dem Auto steht wird der als rechter ZK ersichtliche richtigerweise als linker bezeichnet! Hier eine Ansicht des Dichtsatzes, des Rollenlagers und des Zahnriemens: Material Alfa hat bei den erwähnten Modellen die Ventilsteuerung nicht mehr über Kette sondern über den billigeren und leiseren Zahnriemen gelöst – allerdings unterliegt dieser einem Gebrauchs- und Altersverschleiß und muß daher in regelmäßigen Intervallen getauscht werden, sinnvollerweise alle 60-80.000 km oder 5 Jahre. Bei den Längsmotoren ist die Arbeit deutlich angenehmer als z.B. den 164/155 Quermotoren. Ansicht des Motorraumes des Alfa 75 3,0 V6: Jetzt geht’s los! Als erstes habe ich das Kühlwasser abgelassen und die Batterie ausgebaut. Dann die Keilriemen für Lichtmaschine, Klimaanlage und Servopumpe entfernt durch Lösen des jeweiligen Spanners. Dann kann man die Abdeckung des Zahnriemens abschrauben (in Summe 7 Schrauben). Danach die Stecker der diversen Geber abziehen. Danach Demontage der beiden Ventildeckel, beim rechten müssen dazu der LMM, der Luftfilter etc abgebaut werden. Dann entfernen der Verteilerkappe (ist nur geklipst) und der Zündkabel samt Stecker. Alles abgebaut und zerlegt! Dann stelle ich das Auto auf den Oberen Totpunkt (O.T.) – also quasi in die Grundstellung der Steuerzeit. Dieses umfaßt 4 Komponenten: die beiden Nockenwellen (nur deswegen habe ich die Nockendeckel und die Verteilerkappe abgebaut!), die Kurbelwelle und den Verteiler. Am einfachsten den V.Gang einlegen und das Auto nach vorne schieben. Ohne Zündkerzen geht es leichter, aber ist nicht unbedingt notwendig. Zuerst sucht man auf der Kurbelwelle die Markierung „P“, diese muß mit dem Zeiger fluchten. Achtung, es gibt 3 Markierungen, die linke ist P. Steht aber dabei. Kurbelwellenmarkierung Dann Kontrolle oben, ob die Nockenwellen auf Markierung stehen, wenn nicht, noch mal eine Runde drehen, denn Nockenwellen und Kurbelwelle drehen sich im Verhältnis 2:1. Stellung der Nocken Als letztes der Check, ob sich der Verteilerfinger auf der Kerbe im Verteiler befindet Stellung Verteiler Danach drücke ich den Riemenspanner nach oben, fixiere ihn mit dem Alfa-Spezialwerkzeug (blauer Pfeil; ein Kreuzschraubenzieher oder Bohrer tun es aber genauso). Dann lösen der beiden Muttern des Spanners (rote Pfeile), die untere ist etwas trickreich versteckt (da hängt am Bild die Ratsche mit der Nuß drauf). Dann gibt der Spanner nach und man kann den alten Riemen abziehen (oder herunterschneiden). Spanner Dazu löse ich noch die beiden Kühlerschläuche beim Thermostat ab und der alte Riemen läßt sich entfernen. Den neuen Riemen aufsetzen. Beginnend bei der Riemenscheibe, dann gegen den Uhrzeigersinn linke Nockenwelle, rechte Nockenwelle, Verteilerzahnrad. Dann bleibt nur mehr das Spannerrad, da muß man dem Riemen mit einem Schlitzschraubenzieher vorsichtig draufhelfen Hier ist ein Unterschied America – QV: da der QV einen OT-Geber hat, muß dieser abgeschraubt werden (2 Inbus) Den Spanner leicht nachdrücken und die beiden Muttern festziehen, den Stift aus dem Spanner nehmen. Fertig mit der Montage, nun ist es wichtig, die Steuerzeiten wieder zu kontrollieren: Kurbelwelle, Nockenwellen, Verteiler MÜSSEN wieder richtig stehen - wie oben beschrieben. Um sicherzugehen, schiebe ich das Auto MINDESTENS eine KOMPLETTE Motorumdrehung im V.Gang. Wenn doch ein Fehler passiert sein sollte, verhakt sich sofort etwas, ohne Schaden zu nehmen. Danach unbedingt nochmal Kontrolle des O.T.. Wenn es jetzt OK ist, lasse ich als gebranntes Kind den Starter leer durchlaufen (sind eh keine Zündkabel montiert). Wenn immer noch alles passt, sollte es in Ordnung sein – könnte nur die Zündung verstellt sein, aber die Motorsteuerung ist in Ordnung. Was man noch beim Riementausch machen sollte: Genaue Kontrolle der Wasserpumpe. Bei mir war sie spielfrei, also habe ich sie gelassen. Sonst: die Pumpe abschrauben, das Thermostatgehäuse von der Pumpe abschrauben. Die neue Pumpe mit der Dichtung aufsetzen und anschrauben Abdichten des Kettenspanners. Anbei das Schnittbilder. Detail Spanner Der Spanner ist einfach ausgebaut, er hängt nur an 2 Bolzen und der Feder. Hier der ausgebaute Spanner – Spanner, Lager, Halteplatten. Hier der Motorblock ohne Spanner: Hier der zerlegte Spanner mit dem Dichtsatz (der kostet so ca 30€): Neue Dichtungen für Nockendeckel und die Zündkerzenbohrungen – waren bei mir noch tadellos. Danach habe ich noch das Ventilspiel kontrolliert. Der V6-Motor besitzt pro Zylinderreihe eine Nockenwelle, die einerseits über Tassenstössel die Einlassventile bewegt, andererseits über Stössel, Stösselstange und Kipphebel die Auslassventile betätigt. Das Soll-Ventilspiel beträgt im kalten Zustand: Einlass: 0,475-0,500 mm Auslass: 0,225-0,250 mm Es gibt hierzu ein Alfaspezialwerkzeug, bestehend aus einem Halter, einer Gabel und einer normalen handelsüblichen Meßuhr. Das Alfawerkzeug hatte ich zwar, aber keine blöde Standardmeßuhr...aber man kann es auch mit einer normalen Fühlerblattlehre messen. Dazu muß man die Nockenwelle so drehen, daß der Nocken genau vis-a-vis vom Ventilbecher=Tassenstößel steht. Diesen Spalt mißt man dann, d.h. das Ventil ist daher völlig zu. Kontrolle Ventilspiel Einlaß Kontrolle Ventilspiel Auslaß Das Ventilspiel passte zum Glück, sonst ist es recht aufwendig: Zwecks Überprüfung des Einlaßventilspiels wie folgt verfahren (stammt nicht von mir, ist ein Scan aus dem WHB): - Eine Meßuhr 1 auf Werkzeug 2 (Werkzeug Nr. C.6.0178) montieren; Meßuhr mittels Werkzeug 3 (Werkzeug Nr. C.6.0182) auf Null stellen. - Kurbelwelle durchdrehen, bis Werkzeug 2 auf dem Nocken des einzustellenden Ventils angesetzt werden kann. - Das Einlaßventil-Spiel sollte bei kaltem Motor 0.475-0.500 mm betragen. - Sollte eine Nachstellung des Einlaßventilspiels erforderlich sein, ist wie folgt zu verfahren: - Kurbelwelle durchdrehen, bis die Markierung P auf der Motorriemenscheibe auf den Kontrollstift ausgerichtet ist. Jetzt sollten die Markierungen auf den Nockenwellen auf die Kontrollmarkierungen an den Lagerdeckeln ausgerichtet sein. - Abdeckungen vom Plastikgehäuse des Steuer-Zahnriemens entfernen. - Mit Hilfe des Werkzeugs A.2.0361 zum Blockieren der Nockenwelle sowie eines passenden Schlüssels die Mutter entfernen, mit der die Riemenscheibe an der Nockenwelle befestigt ist. - Nockenwellen-Lagerdeckel entfernen und Nockenwelle zum Herausnehmen zuerst am hinteren Ende anheben. - Ventilbecher abnehmen und die Einstellscheiben darunter entfernen. - Die Stärke der Einstellscheiben mittels Werkzeug mit Meßuhr C. 1.0108 messen. Ersatzscheiben aus dem Reparatursatz entsprechend aussuchen, um das Ventilspiel wieder auf den vorgeschriebenen Wert zu bringen. - Ventilbecher mit Motoröl schmieren und wieder einsetzen; die Nockenwelle und Lagerdeckel wieder einbauen. - Die Lagerdeckel-Muttern mit einem Drehmoment von 2-2,25 kgm anziehen und das Ventilspiel nochmals prüfen. - Riemenscheibe sowie die Nabe mit Gummiring wieder einsetzen und die drei Schrauben anziehen. - Die Riemenscheibe mit der Mutter an der Nockenwelle anschrauben; während die Riemenscheibe mittels Werkzeug A.2.0361 gehalten wird, die Mutter mit einem Drehmoment von 9.9-11.9 kgm festziehen. Die drei Naben-Schrauben fest anziehen. - Zur Prüfung und zum Nachstellen des Ventilspiels das Werkzeug A.5.0220 verwenden und wie folgt vorgehen: - Kontermutter durch Drehen des Hebels lösen. - Schlüssel 3 drehen, bis das vorgeschriebene Spiel an der Fühlerlehre 4 abzulesen ist. Das vorgeschriebene Auslaßventilspiel (bei kaltem Motor) ist 0.225-0.250 mm. - Ventil 1 anziehen und Ventilspiel nochmals prüfen. OK, um es einfacher zusagen: Das Ventilspiel messen, die Einlaßnockenwellen müssen ausgebaut werden, da das Ventilspiel mit darunterliegenden shims eingestellt wird (unterschiedlich dicke shims). Die Auslaßnockenwellenventile werden einfach per Einstellmutter justiert, aber da ist das Alfaspezialwerkzeug auch nicht fehl, denn da bräuchte man einen Gabelschlüssel mit SW 4 oder so, und sowas hat kaum wer... Danach Zusammenbau in umgekehrter Reihenfolge, also Abdeckungen des Riemens, Keilriemen, Stecker, Kühlerschläuche, Nockendeckel. Alsdann, gutes Gelingen © Oliviero |
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