'Das Alfa Romeo Transaxle Forum'

[Oliviero]

Vorgeschichte:

Aufgrund beruflicher und privater Mehrzeit, einer gewissen Fadesse und eines wie immer nicht abzulehnenden Angebotes auf ebay wurde ich vermeintlich günstig Besitzer einer GTV6, einer recht frühen (die 2.089ste) mit Erstzulassung April 1981. Ich schoß sie ganz professionell völlig unbesehen nur aufgrund von zweifelhaften Fotos ohne viel Information als Geburtstagsgeschenk im August 2007, ließ sie zu mir bringen und hatte das gute Stück hier stehen. Immerhin hatte ich als wesentliche Bausteine bereits die Ronal A1 dafür und zusätzlich aus einem Schlachtwagen eine originale Netzkopfstützenechtlederausstattung.

Der ebaytext verhieß praktisch abgeschlossene Schweißarbeiten, eine gute Substanz und Vollständigkeit (das Auto war teilzerlegt), also quasi ein bissl Farbe drüberschütten und ein paar Stunden zusammenbauen. Soweit die Theorie.

Die Realität verhieß mehrere Tage Schweißen und vollständig war eher meine Enttäuschung über das Nichtvorhandensein vieler Teile wie z.B. des kompletten Dachhimmels etc. Nachdem ich aber bereits 3 PlastikstangenGTVs geschlachtet hatte, sollte in Summe wohl alles da sein…so die vorerst hoffnungsfrohe Vermutung, aber….

Ich zerlegte das Auto mal völlig und begutachtete es rostmäßig. Es scheint völlig unfallfrei zu sein, hat 120.000 km und neue Front- und Heckdeckel, das Blech erwies sich als nicht so schlecht – eigentlich….

Weiterhin investierte ich noch ins große Verschleißteilepaket (Zahnriemen, Bremsschläuche, alle Zündkomponenten inklusive Kabel, alle Filter und Betriebsflüssigkeiten, Benzinschläuche, Fahrwerksteile etc)

Nun ja, es kamen dann die Tage des Schweißens und des dazugehörigen Sonnenbrandes, zumal ich auch die teilweise vorhandenen dilettantischen Bratereien durch zumindest etwas weniger dilettantische von mir ersetzen musste…. Zwischendurch tauschte ich den Zahnriemen, damit da auch mal was gemacht ist und stellte die Ventile ein.

Hinten waren beide Innenradkästen, die Ersatzradmulde und das Heckblech (zwischen Innen- und Außenblech ist eine Art Dichtmassenband) zu schweißen:

Vorne beide Wagenheberaufnahmen, 2 Stellen am Außenschweller und ein Loch in der Türe. Mühsam war vor allem die Sanierung des Motorraumes - da mußte ich über 30 cm des Falzes wegschneiden und nachbilden und einige Löcher schließen…

In Summe zwar alles nur die üblichen Stellen einer GTV, aber doch genug Arbeit. Dafür war alles der Außenhaut tadellos, Bodengruppe und Innenschweller präsentierten sich in sehr guter Verfassung

Ich erinnerte mich trotzdem noch mal an die Beschreibung des Verkaufers: Wagen ist komplett. Schweißungen abgeschlossen. Naja, so 800 km Blindkäufe bergen immer ein Risiko...




Dann ging das Auto zum Lackierer. Die ursprüngliche vage Hoffnung einer Teillackierung erfüllte sich natürlich nicht, das Auto war komplett neu zu färben – nicht zuletzt deshalb, weil wir aus einer Schlacht-GTV ein originales Werks-Stahlschiebedach transplantierten. Praktischerweise lieferte das Dach auch den fehlenden Himmel.



Anfang Oktober 2007 brachte ich das Auto zum Lackierer, eine Woche später zerlegte ich das extra hingebrachte Schiebedach-Dach dort. In der dritten Oktoberwoche fanden sich immerhin schon lauter gelbe Kringel am Auto – die Markierungen des Handlungsbedarfes. Ende Oktober wurde das Dach umgebaut. Anfang November war fertig geschliffen und grundiert/spritzgekittet. Endlich am 07.12.07 konnte ich das fertige Auto dann holen. In Summe hatte er 64 Stunden ins Auto investiert für Nachschweißen, Dachumbau und die komplette Lackierung inkl Hauben innen, Stege etc.



Da ich das Auto normal im Alltag bewegen wollte und kosten bewusst die Ausgaben im Rahmen halten wollte, entschied ich mich für die Hausmacherlackierung in seiner Halle, damit waren natürlich Staubeinschlüsse etc garantiert, aber es wurde subjektiv rosabrillengetönt eigentlich nicht schlecht, mir genügt es so, wiegesagt es wird den Auto der Alltag nicht erspart bleiben. Lackieren an sich ist ja kein einfaches Unterfangen, ich kapituliere mittlerweile vor größeren Flächen. Mir ist aber bewusst, dass es ein enormer Arbeitsaufwand ist, der von qualifizierter Hand getätigt werden sollte – auch weil alleine schon das Material über 1.000€ kostet…

Mittlerweile hatte sich die berufliche und private Mehrzeit in eine solche Minderzeit gewandelt, so deckte ich das Auto im Dezember 2007 mal vorerst zu und ließ es stehen.

Zeitsprung fast ein Jahr später Oktober 2008: ich erinnerte mich düster, das das zugedeckte Ding in der Ecke – das eigentlich mittlerweile eher als Regal diente - da eigentlich „nur“ auf den Zusammenbau wartet, deckte das Auto ab und begann mal mit den Türen. Mein Auto hatte noch Fensterkurbeln, ich wollte aber auf elektrische Fensterheber eines Teileträgers umbauen. Theoretisch sind die Autos vorverkabelt, man setzt also Motor mit Seilzug an die vorgegebenen Langlöcher ein, steckt die Schalter in die vorgegebenen Öffnungen ins Armaturenbrett und fertig. Nur bei mir nicht. Mein Auto war nicht vorverkabelt (alle meine Schlachtautos waren es…) und zur Krönung war die Beifahrertüre NICHT vorgesehen für el. FH – keine passenden Löcher…. da ich aber in ebay mal hintere elektrische Aufsatzheber ersteiget hatte, mussten vorne auch welche rein…der vordere Heber war ohnehin rettungslos verloren und wich einem gebrauchten Ersatz.

Nach den Türen wollte ich mich nach hinten weiter vorarbeiten. Nur ließ sich hinten fensterseitig nichts machen, weil hier der komplette Rahmen fehlte. Dieser wird im Werk eingeklebt und vernietet, danach wird das Auto lackiert. Ist also quasi ein fixer Teil des Rahmens. Warum der mühsam ausgebaut wurde – ich weiß es nicht. War mir auch bisher nicht aufgefallen, bis ich etwas ratlos die Dichtungen anhielt…so etwas hob ich auch nie auf, wofür auch, da war guter Rat echt teuer – weil so was ist nur an einem Schlachtauto zu finden – aber letztendlich trieb ich diese auf.

Sonst war der Zusammenbau eher ereignislos. Ereignislos bedeutet aber NICHT: schnell und mühelos…aber die Katastrophen blieben immerhin aus, ein Rostloch beim Steuergerät fand sich noch beim Einziehen der Radiokabel.

Ich lackierte außen die Flanken und Tür/Fensterrahmen in dem metallic-anthrazitgrau der letzten Modelle, brachte die dünnen Schutzleisten an. Sonst ist das Auto original, ich habe mich bemüht es vollständig auf das Letztmodell umzubauen, weil mir das besser gefällt (große Alfazeichen, kurzer Schriftzug etc) – so ist auch die Netzkopfstützenechtlederausstattung hier genau richtig. Mir persönlich sind GTVs ein Greuel, die alles in Wagenfarbe haben etc. Meine ist so wie es das Werk gemacht hat und fertig

Originell war noch zB, ich hatte 3 Autos geschlachtet, überall hatte ich Türschlüssel aber nirgendwo einen passenden Schlüssel für ein Kofferraumschloß…und viele Teile waren einfach nicht aufzufinden trotz meiner eigentlich guten Lagerführung. Wie ich verzweifelt die 6zylinderAblage unter dem Handschuhfach suchte, fand ich immerhin im Keller die seitlichen Plastikleisten. Am Dachboden war die Ablage, und in der Kiste Innenausstattung war das Halteblech für den Handbremshebelsack (die 3 Dinge hatten mich locker 2 Stunden gekostet...)

Mechanisch wurde das ganz große Service gemacht (Zahnriemen, Ventile, alle Betriebsflüssigkeiten, Bremsschläuche, Kerzen & Kabel & Stecker & Finger & Kappe, alle Benzin- und Luftschläuche etc)

Der Einbau der Innenausstattung gestaltete sich mühsamer als gedacht, irgendwie passte nichts auf Anhieb, weder Mittelkonsole noch Ablagefächer, weder Zündschloßabdeckgummi noch Türverkleidungen, weder Teppichleisten noch Kofferraumabdeckungen. Das ist der Fluch, wenn man Teile aus diversen Autos aus diversen Baujahren aus diversen Motorisierungen kombiniert. Kaum zu glauben, was sich da an Unterschieden findet…nun ja, irgendwann war alles drin und funktionierte.

Das Auto sprang auch sofort an um gleich wieder abzusterben. Nach längerer Suche ergab sich eine verstopfte Benzin-Rücklaufleitung als Ursache mangelnden Spritflusses – wie das in dieser Form zustande gekommen ist, ist mir ein Rätsel. Eine feste Masse…. Auch war der neue Finger kaputt und regelte immer schon bei 5.500 U/Min ab.

Ich habe die Stunden nicht gemessen. Bis 14.10 schätzte ich konservativ 70 Stunden. Ab 14.10. sicher noch mal 50 Stunden. In Summe sicher deutlich über 120 Stunden – das entspricht bald mal einem kompletten Arbeitsmonat…umpf. So ein einfacher kleiner schneller Zusammenbau ist leicht zu unterschätzen…und die vielen Minuten zwischendurch und die Probefahrten....aber Wunden vernarben ja.

Gesamtkosten des Projekts bisher:
Kauf und Transport: 1.600€
Lackierung: 2.300€
Felgen & Reifen, komplettes Schiebedach-Dach, diverse Teile: 600€
großes Serviceset: 500€
Lederausstattung Reparatur: 500€
Naja, und wenn ich auf 6.000€ aufrunde, wird es schon realistisch sein...

Leider, das kostet es. Eine günstigere Komplettlackierung mit Dachumbau wird es kaum geben, und der reine Kaufpreis von 1.100€ war auch angemessen. Die anderen Teile waren auch nie überteuert erstanden, und wenn ich denke, was aus meinem Fundus Verwendung fand und nicht geklauft werden mußte...

Um das Geld hätte ich auch eine mindestens gleichwertige wohl kaufen können . Jaja, ich weiß.




Aber jetzt:
Auto bremst, liegt, lenkt wie es soll. Ich hatte ja viel Glück, dasß Motor/Getriebe/Bremsen /Kupplung perfekt funktionierten und da nichts zu machen war! Immerhin datiert die Abmeldung von 2000, der eine oder andere Standschanden wäre da nicht weiter verwunderlich. Die Laufleistung ist sehr moderat, das Auto hat 115.000 km erst gelaufen.


Und wie fährt sie sich?
Traumhaft. Knackig, direkt, flott, akustisch tadellos. Wie erträumt! Extremes Suchtpotential!

Ciaoliviero

[Jan]

Na, da gratuliere ich Dir aber zum Erfolg! Sähe meiner mal erst so aus...

[Carabo]

Juhuu! Glückwunsch! Freut mich für dich!
Dann werden wir sie ja bei der nächsten Transentour zu sehen bekommen, oder?

ServuStefan

[Mariani]

Viel Arbeit, Respekt. Die Frage ist nur, wiso aus den frühen Modell ein FL Modell geworden ist.

Mariani

[Oliviero]

[Oliviero]

[matt]

Ein sattes Bravo und Gratulation, Story alá Oliviero, wie es sich gehört, habs eigentlich schon vermisst deine Romane, obwohl ein wenig der Schliff verloren gegangen ist
Gefällt mir sehr mit die jetzigen Optik......und du wolltest sie schon verkaufen.......

[werner]

Na dann will auch ich mich in die Schar derer einreihen, die Dir Anerkennung und Respekt zollen ob dieser Deiner Leistung ! *)
Klasse - ich freu mich drauf, das Ergebnis live kennenzulernen .....auch, weil ich mich ja zu denjenigen zähle, denen sich der Reiz einer PlastikGTV bisher noch nicht völlig erschlossen hat. Aber zumindest wird das Interesse, mit denen ich diese Geräte beäuge größer........
Irgendwas muß ja dran sein. Anders lässt sich die derzeit grassierende Vermehrung der Foren GTV6 (undGTV4) (.......in rot mit A1) nicht erklären.
Mal schauen, wie ich mich dieser Sucht entziehen werde

Auf jeden Fall Oliver: Respekt und Klasse !!!

ciao a presto
Werner



*) meine Fähigkeit zu eloquenten Formulierungen macht selbst mich manchmal sprachlos

[Mario]

Auch ich möchte Dir herzlich Gratulieren!

Da ich mir ja ein ähnliches und hoffentlich auch nicht sooo schlimmes Abenteuer zugelegt habe, hoffe ich, dass ich hier ebenfalls falls bald begeistert über eine Ferstigstellung und Probefahrt berichten kann. So in ca. 9 Monaten

Grüße vom Meer
Mario

[Oliviero]

[Jan]

[superfly tnt]

schones ding, fast zu schade zum fahren

[Oliviero]

Noch ein paar Fotos gestöbert, naja so retrospektiv war es doch mehr Aufwand als die verdrängende gnädige Erinnerung zuläßt...


So sah ich sie seinerzeit beim Ersteigern...und nicht mehr


Die Naturgesetze - es müssen welche sterben, daß welche weiterleben...



das ewige Schweißen...


Die Reserveradmulde....



Das Leid mit der elenden Pest...



Das größere Leid mit dem Stehwänden




Die Monate beim Lackierer...



Das Umschweißen des Daches, es ist liebevoll versteift innen zusätzlich und jetzt stabiler als vom Werk...


Lackieren der Rahmen, metallic und Klarlack...


tote Sitze...


Der mußte mit härtesten Mitteln gereinigt werden...aber ist widerstandsfähig!



...und dann? Man fährt heute ohne Böses im Sinn durch seine kleine Heimatgemeinde, und...

an jedem Eck steheh die Dinger!!!

[Oliviero]

[Omawari_San]

Sehr schön! Fünf von fünf Alfa-Schlangen für das Auto und den Aufbau!